Ludwig II. — und "seine" Modelleisenbahn?

Der bayerische Märchenkönig Ludwig II. und seine Schlösser Herrenchiemsee, Hohenschwangau und das berühmteste - Neuschwanstein - sind zusammengehörige Begriffe, die wohl jeder kennt.
Sogar König Ludwig II. und die Eisenbahn bilden ein Begriffspaar, wenn man an seinen Salonwagenzug mit dem noch erhaltenen Königswagen denkt. Das Original dieses Königswagens ist im DB-Museum im Verkehrsmuseum in Nürnberg zu besichtigen.
Im H0- Maßstab hatten vor einigen Jahren zuerst die Firma Brawa eine Kleinserie aufgelegt, gefolgt von den Großserienmodellen von Märklin/Trix.
Märklin hat die Realisierung des Königszuges — Lok Tristan mit den typischen königsblauen Wagen — im Maßstab 1:32, also Spur 1 umgesetzt. Sicherlich ein Objekt so mancher Sammler-Begierde!


Hofzug in Spur 1 - Privatsammlung
Foto: Stefan Kattler

Im Salonwagen von Ludwig II. vorbei an Linderhof und Neuschwanstein
Im Salonwagen von Ludwig II. vorbei an Linderhof und Neuschwanstein
Mit dem Rgeingold-Zug unterm Eifelturm
Mit dem Rgeingold-Zug unterm Eifelturm

Doch weiter mit Ludwig II., seinen Schlössern und der Eisenbahn. Eigentlich würde man erwarten, dass Ludwig II. dafür Sorge getragen habe, nun mit seinem feudalen Königszug möglichst bequem zu seinen Schlössern fahren zu können. Der bekanntermaßen menschenscheue König tat jedoch genau das Gegenteil! Zeit seines Lebens verhinderte er, dass beispielsweise die Bahnstrecke von Biessenhofen (an der Strecke Kaufbeuren - Kempten) über Oberdorf (die heutige Kreisstadt Marktoberdorf) nach Füssen gebaut werden konnte. Er nahm es in Kauf, lieber eine mehrstündige Kutsch- oder Schlittenfahrt zu ertragen, um zu seinem geliebten Neuschwanstein zu kommen, als den Bahnbau bis Füssen — am Fuße von Neuschwanstein — zuzustimmen. Der Grund dafür war vereinfacht ausgedrückt, dass "das gemeine Volk nicht so leicht zu seinem Schloss kommen könne". Erst nach seinem Tod wurde die Bahnstrecke bis Füssen realisiert und 1889 eröffnet. Heute ist die Bahnstrecke ein wahrer Segen für Hunderttausende Besucher der Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein.

Puppen in der Puppe ... Züge in der Kälte Russlands
Puppen in der Puppe ... Züge in der Kälte Russlands
Rund um das Indianer-Camp von Monument Valley, USA
Rund um das Indianer-Camp von Monument Valley, USA

Für die Dauer von leider nur 3 1/2 Jahren hatte die Region eine neue Attraktion ersten Ranges in die Geschichte um den Märchenkönig. Am Ufer des (Stau-)Sees "Forggensee", mit unmittelbarem Blick auf die berühmten Königsschlösser, wurde das "Musicaltheater Neuschwanstein" gebaut und mit große Aufwand das Musical "Ludwig II. — Sehnsucht nach dem Paradies" produziert, inszeniert und am 7.4.2000 welturaufgeführt. Die letzte Aufführung war am 31.12.2003.


Nachtzug in Agypten
Nachtzug in Agypten
Grabkammer unter der Sphinx
Grabkammer unter der Sphinx

In den mehrgeschossigen, weitläufigen Theater-Foyers waren die phantastischen Welten des Ludwig II. in künstlerischer Abwandlung auch tagsüber präsentiert. Und dazu hatten die Künstler der sogenannten "Königswelten" auch eine Modelleisenbahn als Visionsträger eingesetzt! Die Proportionen der Ausgestaltungsdetails der neun Meter langen Anlage sind teilweise maßstäblich, teilweise aber bewusst verzerrt — ein künstlerisches Spiel mit Maßstäben und Akzenten! Dargestellt wurden in den sehr unterschiedlichen Anlagenbereichen Szenen aus dem Musical, in denen Ludwig II. von einer Weltumfahrung mit dem Heißluftballon träumt. Die "Rolle" des Ballons übernehmen hier nun fahrende Züge. Züge, die durch Landschaften Japans und der USA genauso fahren, wie durch Paris und Wien oder durch eine ägyptische Grabkammer und ein Bergwerk. Selbst der gute alte Mond wird von einem kleinen Zug umkreist.


Die Anlage selbst bestand im Sinne der Gleisentwicklung aus einer über die neun Meter durchgehende eingleisige Strecke, hinten und vorne mit je einer Kehrschleife. Diese Strecke symbolisiert die Reise durch die Welt mit all ihren Stationen von USA bis Ägypten. Als Reminiszenz an die Leidenschaft von Ludwig II. für Richard Wagner verkehrte hier der bekannte Rheingold-Zug.

Die Tropfsteinhöhle tief in der Erde
Die Tropfsteinhöhle tief in der Erde
Wien - die Stadt von Sachertorte, Riesenrad, Stephansdom und mehr ...
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Neben dieser Hauptstrecke gab es sechs unabhängige Ringstrecken — Kreise oder mehr oder minder "verbeulte" Ovale mit eigenen Zügen. Nach dem bekannten Prinzip "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte" wollen wir die einzelnen Stationen der Modellbahn-Königswelten in Bildern vorstellen — mit dem Hinweis, dass hier nicht "Modell"-Eisenbahn im üblichen Sinne realisiert wurde, sondern die Modelleisenbahn als künstlerisches Ausdruckmittel fungiert.

Selbst der Mann im Mond hat seine Modelleisenbahn
Selbst der Mann im Mond hat seine Modelleisenbahn
In der U-Bahn-Station sind alle Mitwirkenden verewigt!
In der U-Bahn-Station sind alle Mitwirkenden verewigt!

Die Modellbahn-Königswelten entstammten der Idee von Josephine Barbarino, der Architektin des Musicaltheaters und Ehefrau des Produzenten. Unter der künstlerischen Leitung von Jürgen Kirner, zuständig für den gesamten Bereich "Königswelten", entwarfen und konzipierten das Bühnenbildner-Ehepaar Marc und Claudia Calame-Rüll die einzelnen Anlagenbereiche, die zum Teil von den Werkstätten der Firma Märklin in Göppingen gebaut wurden und zum anderen Teil in einem eigens eingerichteten Atelier in Füssen von den beiden Bühnenbildnern. In der hektischen Schlussphase kurz vor der Welturaufführung wurde auch der Modelleisenbahnclub Ostallgäu/Außerfern e.V. aus Füssen um Assistenz gebeten. Der MEC Ostallgäu/Außerfern hatte die Pflege und Wartung der Anlage übernommen. Das erforderliche Material wurde — wie schon die gesamte Anlage und alles rollende Material — von Märklin zur Verfügung gestellt.

Seit 1.8.2006 gehört die "Ludwig-Anlage" dem MEC Ostallgäu/Außerfern und ist seit Ende 2006 betriebsfähig in den neuen Clubräumen des Modelleisenbahnclubs aufgebaut.

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Hier noch ein paar aktuelle Bilder:


Foto: Walter Altmannshofer
Foto: Walter Altmannshofer

Foto: Walter Altmannshofer
Foto: Walter Altmannshofer

Foto: Walter Altmannshofer
Foto: Walter Altmannshofer